Eine neue Studie stellt die weithin akzeptierte Theorie in Frage, dass sich die Expansion des Universums beschleunigt, und legt stattdessen nahe, dass sie sich möglicherweise allmählich verlangsamt. Sollte sich dieser kontroverse Befund bestätigen, würde er unser Verständnis des Kosmos und seines endgültigen Schicksals neu definieren.
Das vorherrschende Modell, das durch die mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Entdeckung der Dunklen Energie im Jahr 2011 untermauert wurde, geht davon aus, dass diese mysteriöse Kraft der Anziehungskraft der Schwerkraft entgegenwirkt und dazu führt, dass Galaxien immer schneller auseinanderdriften. Diese neue Forschung lässt jedoch Zweifel an dieser Annahme aufkommen und argumentiert, dass unsere Beobachtungen möglicherweise fehlerhaft sind.
Die Studie konzentriert sich auf einen wichtigen Beweis, der zur Feststellung der beschleunigten Expansion herangezogen wird: entfernte Supernovae (explodierende Sterne). Es wird angenommen, dass diese „Standardkerzen“ eine konstante Helligkeit haben, sodass Astronomen ihre Entfernung anhand der Helligkeit berechnen können, in der sie erscheinen. Je schwächer diese uralten Supernovae im Vergleich zu den Erwartungen wirkten, desto stärker sprachen die Argumente für ein sich beschleunigendes Universum.
Die neue Studie argumentiert jedoch, dass diese scheinbare Abschwächung möglicherweise doch nicht auf eine Beschleunigung der Expansion zurückzuführen ist. Durch die Analyse des Alters von 300 Wirtsgalaxien, die diese fernen Supernovae beherbergen, mithilfe einer anderen Methode schlägt das Team vor, dass Variationen in den Eigenschaften früher Universumssterne auf natürliche Weise schwächere Supernovae hervorbringen könnten als bisher angenommen.
Bereinigt man diese potenzielle Verzerrung, deutet dies immer noch auf ein expandierendes Universum hin – allerdings eines, dessen Wachstum sich eher verlangsamt als beschleunigt. Dies impliziert, dass die dunkle Energie keineswegs eine konstante Kraft ist, die die Expansion antreibt, sondern mit der Zeit schwächer werden könnte.
Wenn die dunkle Energie tatsächlich weiter abnimmt, sagen einige theoretische Modelle voraus, dass das endgültige Schicksal des Universums nicht eine grenzenlose Expansion, sondern ein „Big Crunch“ sein würde – eine Umkehrung des Urknalls, bei dem die Schwerkraft schließlich alles wieder zusammenfügt.
Diese Studie wird wahrscheinlich eine hitzige Debatte innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft auslösen. Es stellt jahrzehntealte Annahmen über dunkle Energie und die Flugbahn des Universums in Frage. Während Prof. Carlos Frenk von der University of Durham warnt, dass die Ergebnisse „sehr provokativ“ seien und möglicherweise falsch seien, erkennt er ihre Bedeutung an: „Sie haben ein Papier mit verlockenden Ergebnissen und sehr tiefgreifenden Schlussfolgerungen herausgebracht.“ Weitere Forschung und unabhängige Überprüfung werden von entscheidender Bedeutung sein, um festzustellen, ob dieser Verständniswandel wirklich eine neue Ära für die Kosmologie markiert.
